Nach Hertie folgt der nächste Coup

Nach Hertie folgt der nächste Coup

Artikel aus den Schleswig Nachrichten vom 16.02.2024:

Abzustimmen gab es eigentlich nichts. Aber um ein Stimmungsbild einzuholen, fragte Vorsitzender Johannes Thaysen (Grüne) die Mitglieder des Bauausschusses trotzdem, was sie von den Plänen für die Bebauung des alten Theatergeländes im Lollfuß halten. Ergebnis: Alle Daumen gingen nach oben.

Nach langen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen ließ die Stadt nun offiziell die Hosen runter: Den Zuschlag im Anhandgabeverfahren für den Bau eines Hotels auf dem mehr als 8000 Quadratmeter großen Areals soll der Hamburger Projektentwickler Highstreet Group bekommen. Kein unbekannter Name in Schleswig, denn die Firma hat auch den Auftrag, das Hertie-Gelände (nur einen Steinwurf entfernt) zu entwickeln. Konkrete Ergebnisse dazu werden „in der zweiten Jahreshälfte 2024“ erwartet.

So sehen die ersten Ideen für die Bebauung aus

Mit Blick auf das Theatergelände wird noch deutlich mehr Zeit vergehen. Denn bislang liegt erst einmal nur ein sogenannter „Serviervorschlag“ vor, also noch keine fertige Detailplanung. Dennoch konnten die Hamburger die Stadt damit offenbar überzeugen. „Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, was an diesem spannenden Standort passt“, erklärte Highstreet-Gesellschafter Kai Eric Wientapper als Einstieg in seine Präsentation, die einige Überraschungen bereit hielt. Im Fokus dabei: Ein Drei- oder Vier-Sterne-Hotel, das direkt an der Schleistraße liegen und bis zu 120 Zimmer haben soll. Statt eines „Klotzes“ sieht der erste Entwurf einen aufgesplitterten Baukörper mit dunkler Fassade und mehreren Giebeln, Tiefgarage, einem Restaurant mit Terrasse zur Schlei hin sowie eine (auch öffentlich zugängliche) Roof-Top-Bar auf dem Dach vor.

Auch Wohnungen sollen entstehen

Insgesamt soll der gesamte Bereich zwischen Lollfuß und Schleistraße, Theaterund Gutenbergstraße bebaut

werden. Wobei neben dem Hotel im oberen Bereich mehrere Baukomplexe mit bis zu 80 Wohnungen geplant sind, davon mindestens zehn Prozent sozialer Wohnraum. Knackpunkt bei den Verhandlungen mit der Stadt könnte jedoch das Thema Parkplätze werden. Vorgabe durch die Politik war es nämlich, auch weiterhin eine größere Zahl an öffentlichen Stellplätzen auf dem Gelände bereitzustellen. Dies war der Wunsch der Kaufleute aus dem Lollfuß. In den ersten Plänen von Highstreet fehlen diese.

Streit um das Thema Parkplätze droht

Man könne sich aber „etwa 20 öffentliche Parkplätze“ vorstellen, entgegnete Wientapper auf die Diskussion, die sich um diese Sache im Ausschuss entwickelte. Das seien zu wenig, war man sich in Reihen der Politik einig. Dazu Bürgermeister Stephan Dose: „Über das Thema werden wir noch verhandeln. Aber fest steht, dass die Parkplätze, egal wie viele es am Ende sind, kostenpflichtig sein werden.“ Es gibt also noch eine Menge zu diskutieren. Im Rahmen des Verfahrens haben Stadt und Investor dazu nach dem offiziellen Startschuss ein Jahr Zeit. Die Verträge zur Anhandgabe sollen zeitnah unterzeichnet werden. „Ich würde es als eine Art Kennenlernphase bezeichnen“, sagte Wientapper dazu und betonte: „Wir haben noch einen längeren Weg vor uns.“ Unter anderem möchte Highstreet die Möglichkeiten abklopfen, Fördermittel des Landes für den Bau von Sozialwohnungen einzuwerben. Auch das Thema Außenanlagen ist bislang nicht beleuchtet worden.

Droht eine Kannibalisierung?

Bleibt die Frage, ob sich die Projektentwickler mit ihren nun zwei parallel zueinander laufenden Schleswiger Projekten nicht „selbst kannibalisieren“, wie auch Rolf Jacobsen von der CDU befürchtet. Denn: Auch auf dem Hertie-Gelände plant Highstreet den Bau von Wohnungen und einem Hotel. „Nein, da sind wir entspannt“, entgegnete Wientapper, „wir wollen noch mehr Menschen nach Schleswig holen und dafür Angebote schaffen. Und wir sind uns sicher, dass es dafür eine Nachfrage gibt.“ Auch deshalb bedankte sich der Bürgermeister bei dem Unternehmen. „Ich werte dieses doppelte Engagement als positives Statement gegenüber unserer Stadt.“